Berichte aus dem Jahr 2011

Wanderung zwischen den Jahren (28.12.2011)

25 Teilnehmer konnten Organisator Matthias Möbs und der Vereinsvorsitzende Robert Scheibel zur traditionellen Wanderung zwischen den Jahren begrüßen. Bei den Vorbereitungen war nichts dem Zufall überlassen worden: Transfer von Ober-Mörlen zum Startpunkt Kläranlage Usingen in Fahrgemeinschaften, Wandern entlang einer vorerkundeten Route mit Ziel Kransberg, dort vorbestelltes Mittagessen im Waldgasthof Schlossblick und schließlich die letzte Etappe zurück zum Startpunkt. Die Anforderungen an das Wetter waren einfach: Es darf keinen Niederschlag geben - und so war es auch.

 

Vom Startpunkt an ging es bergauf zur Marienkapelle, weiter führte die Route entlang der Grenze zur Ober-Mörler Mark nach Südosten Richtung Gaulskopf, machte dann einen scharfen Knick Richtung Friedrichsthal. Auf der Brücke über den Holzbach gab Matthias Möbs Informationen zur lokalen Geschichte, u.a. erfuhren die Zuhörer, dass die Ortsbezeichnung Neudorf, mit der Friedrichsthal den alten Ober-Mörlern auch bekannt ist, auf einen verheerenden Brand in Kransberg Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zurückzuführen ist, der die Aussiedlung vieler Obdachloser in die neu zu errichtende Ortschaft Friedrichsthal (Neudorf) zur Folge hatte.  

 

Von Friedrichsthal waren es noch zwei Kilometer über den Bergrücken nach Kransberg, wo die Wandergruppe pünktlich zum Mittagessen im Waldgasthof Schlossblick eintraf. Nach zweistündiger Rast führte die abschließende Etappe durch Kransberg an der Herrnmühle vorbei, zurück zum Ausgangspunkt. Zum Abschied wurde ein Apfelbrand aus Früchten von Ober-Mörler Streuobstwiesen verkostet.      

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Gelungenes Kelterfest (18.09.2011)

Für das Kelterfest war die Kombination mit dem Pfarrfest der Katholischen Kirchengemeinde Ober-Mörlen schon deshalb vorteilhaft, weil Petrus die Hand auf dem Wetter hatte. Zumindest war dieses besser als die Vorhersagen der Experten. Da wir im Pfarrhof unter freiem Himmel präsent waren, sollte es doch bitte trocken bleiben. Schon am Vormittag im Anschluss an die Verabschiedung des katholischen Pfarrers waren die zahlreich anwesenden Gemeindemitglieder auf die Angebote der Naturschutzgruppe aufmerksam gemacht worden. Es gab die Apfel- und Birnenausstellung mit fast achtzig Sorten, die alle in der Gemarkung Ober-Mörlen heimisch sind, sowie ein Apfelquiz. Auf Infotafeln konnten die Besucher mehr über die Aktivitäten zum Erhalt der Streuobstwiesen erfahren, und aus aktuellem Anlass war der im Februar erfolgte Einbau von Nisthilfen für Turmfalke und Schleiereule im Turm der St.-Remigiuskirche auf Fotos dokumentiert. Zu diesem Thema überreichte Vereinsvorsitzender Robert Scheibel dem Vertreter der Kirchengemeinde Hans-Peter Speicher eine Urkunde mit Plakette. Die Aktion Lebensraum Kirchturm, zu der sich der NABU und der Beratungsausschuss für das deutsche Glockenwesen zusammengetan haben, zeichnet Gemeinden aus, die z.B. Nisthilfen für Eulen und Falken oder Einflugschlitze für Fledermäuse in ihren Kirchen ermöglichen. Bundesweit gibt es schon 500 Kooperationen, in Hessen sind bislang 46 Kirchen entsprechend ausgerüstet worden.

Nähere Informationen und eine Liste der Kirchen, in der nun auch Ober-Mörlen aufgeführt ist, findet man unter ...

http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/lebensraumkirchturm/

 

Hauptattraktionen im Angebot zum Kelterfest waren die Obstpresse, der Süßerausschank und die Waffelbäckerei. Das Maischen und Pressen der Äpfel ist immer ein Magnet für Kinder, die im Laufe des Tages ganz selbstverständlich – unter Anleitung der Vereinsfachleute – die Arbeiten am Muser und an der Presse übernahmen. Gut beschäftigt waren auch die Waffelbäckerinnen, die ihren mit dem Kürbisfruchtfleisch verfeinerten Teig restlos aufbrauchten, um die Nachfrage befriedigen zu können. Am Ende des Fests stand das positive Resümee: Es wurden viele gute Gespräche geführt, Menschen sind über das Apfelquiz für die Natur interessiert worden, 140 Waffeln wurden verkauft und 50 Liter Süßer gingen durch den Zapfhahn.

Naturkundliche Wanderung im NSG Magertriften (31.7.2011)

Als Schwerpunkte der Führung durch den Schutzgebietsbetreuer Maximilian Burk waren hochsommerliche Wiesen, Schmetterlinge und Jungvögel angekündigt. Nun war es am Sonntag vormittag leider relativ kühl und zudem bedeckt, sodass die siebenköpfige Gruppe zumindest auf Schmetterlinge und Libellen verzichten musste. Stattdessen wendete man sich den noch nicht gemähten Magerwiesen zu bzw. den schon vor geraumer Zeit beweideten Flächen. Hier konnte die Farbenvielfalt mit Wilder Möhre, Thymian, Dost, Heidenelke und vielen anderen Blütenpflanzen bewundert werden. In der Fauerbach-Aue sahen sich die Naturfreunde eine ebenfalls bunte Feuchtwiese an, hier dominierten Mädesüß, Sumpfstorchenschnabel und Kohlkratzdistel. Aufgrund der Temperaturen war die Vogelwelt eher zurückhaltend, dennoch tummelten sich etliche Jungvögel in den Hecken. Besonders aktiv waren die Goldammern in Bodennähe und Mäusebussarde am Himmel. Höhepunkt war die ausführliche Beobachtung einer Neuntöter-Familie. Die drei Jungvögel saßen gut sichtbar auf dürren Zweigen und wurden von den Altvögeln gefüttert. Die Teilnehmer waren sich einig, dass sich der dreistündige Rundgang schon allein aufgrund dieser Beobachtung gelohnt hatte.

Exkursion Artenreichtum durch Beweidung und Mahd (29.05.2011)

Bei der gemeinsam mit dem LIFE+-Projekt "Wetterauer Hutungen" veranstalteten Führung im NSG Magertriften wurde deutlich, dass durch die enge Abstimmung über die Schafbeweidung zwischen dem Schutzgebietsbetreuer Burk und dem Schäfereibetrieb Weißelberg eine große Artenfülle erreicht wird. Beweidungszeitpunkt und -intensität werden an die Pflanzengesellschaften und die jeweils herrschenden Bedingungen angepasst. Auch das Nebeneinander von Mähwiesen und Hutewiesen erhöht die Vielfalt. Wegen der extremen Trockenheit konnte allerdings nicht die ganze Blütenpracht präsentiert werden, statt hunderter Heidenelken fanden sich nur vereinzelt blühende Exemplare. Kerstin Bär erläuterte, dass das EU-geförderte Projekt zahlreiche Magerrasen-Gebiete im Wetteraukreis und Landkreis Gießen einschließt. Ziel ist der Erhalt dieser wertvollen Flächen durch die Verbesserung der Beweidungsmöglichkeiten und die Sicherung zukunftsfähiger Schäfereibetriebe. Mittlerweile gibt es fünf Metzgereien, bei denen Wetterauer Lammprodukte erhältlich sind. Auf die konkreten Maßnahmen in Ober-Mörlen ging Christian Sperling ein. So wurden einige verbuschte Magerrasen freigeschnitten. Ferner sind Flächenkäufe, die Bereitstellung von stabilem Obstbaumschutz und die bessere Wasserversorgung der Schafherde vorgesehen. Seinen Abschluss fand der Rundgang im Schafstall von Familie Weißelberg. Hier konnte die Gruppe bei der Schafschur zusehen und sich mit Getränken und Grillwürstchen stärken.

Vereinswanderung in das Eichkopfgebiet (27.05.2011)

Zehn Vereinsmitglieder waren am Freitagabend um 21:00 Uhr am Parkplatz Forsthaus Winterstein zu einer Tour zum Eichkopf gestartet. Ende Mai ist es um diese Uhrzeit noch hell, aber nach dem zwanzigminütigen Anmarsch setzte die Dämmerung ein – das ist der Zeitpunkt, zu dem die Frösche mit dem Gequake beginnen. Doch zunächst hörten die Abendwanderer nichts; die ersten Tümpel entlang der Route waren ausgetrocknet. Angesichts der schon lange anhaltenden Trockenheit war das nicht überraschend aber doch ernüchternd, weil dort die Amphibien beim letztjährigen Besuch ein Konzert geboten hatten. Hundert Meter weiter sah es dann schon besser aus. Mit einem Kescher gelang es, mehrere Teichmolche und ein Kammmolchweibchen aus dem Tümpel zu nehmen und kurzzeitig in ein Einmachglas umzuquartieren. Selbstverständlich wurden die Tiere nach Begutachtung wieder schonend in ihr Element entlassen. Längere Zeit verbrachten die Wanderer an einem Tümpel, der etliche lautstarke Laubfrösche beherbergte. Sehnsüchtig wurde das Quaken der Gelbbauchunke erwartet, die sehr selten ist und am Eichkopf einen Lebensraum gefunden hat – sie war aber nicht zu hören. Die Wanderer traten dann den Rückweg mit der Erfahrung an, dass die Trockenheit die Amphibienbestände am Eichkopf stark beeinträchtigt hat. Trotzdem begeisterte die Entwicklung des ehemaligen Panzerübungsplatzes von einer Ödfläche zu einer Offenlandschaft mit seltenen Tieren und Pflanzen.

 

Jahresversammlung am 15.04.2011

Jubilare und Vorstand im Rittersaal des Schlosses
Jubilare und Vorstand im Rittersaal des Schlosses

v.l.n.r. Jugendbetreuerin Gudrun Radermacher, Beisitzer Matthias Möbs, ausgeschiedener Beisitzer Egbert Breinsberger, Kassenwart Gerhard Höpfner, 2. Vorsitzender Klaus Nadler, Schutzgebietsbetreuer Maximilian Burk, Beisitzer Frank Jung, Jubilar Wilhelm Weißelberg, Beisitzer Klaus Spieler, Jubilar Walter Scholl, Jubilar Thomas Emich (Volksbank), Beisitzer Reinhold Witzel, Schriftführer Hans-Josef Rauch, 1. Vorsitzender Robert Scheibel

Robert Scheibel wurde in der Jahreshauptversammlung der Naturschutzgruppe Ober-Mörlen als Vorsitzender bestätigt. Auch die Besetzungen für Zweiter Vorsitzender, Schriftführer, Kassenwart, Jugendleitung und Schutzgebietsbetreuung änderten sich nicht. Egbert Breinsberger und Stephan Dey schieden als Beisitzer aus, dafür rückten Frank Jung und Klaus Spieler in den Vorstand nach.

 

In Robert Scheibels Rechenschaftsbericht nahmen die Arbeitseinsätze einen breiten Raum ein, weil sie die Umsetzung der Vereinsziele darstellen und die Arbeitskapazitäten des Vereins stark binden. Die meisten praktischen Aktivitäten lassen sich unter Artenschutz und Biotoppflege einordnen. Es beginnt im Frühjahr mit der Nistkastenkontrolle, wobei das besondere Augenmerk im Berichtszeitraum den Eulen, Falken und Steinkäuzen galt. Die Naturschutzgruppe hat in den letzten Jahren über 20 Brutröhren in der Ober-Mörler Gemarkung für den gefährdeten Steinkauz aufgehängt; im Juni konnten sechs Jungvögel und ein Altvogel beringt werden. Im Februar 2011 montierten Vereinsmitglieder einen Turmfalken- und einen Schleiereulenkasten im Turm der katholischen Kirche.

 

Der Vorsitzende berichtete ausführlich über die Streuobstwiesen. Im Frühjahr wurden eng gewordene Drahthosen von den Baumstämmen entfernt. Im Juli mussten wegen anhaltender Trockenheit Jungbäume gewässert werden und im August wurden Süßkirschen geschnitten. Erfreulich war die Obsternte: Gemeinsam wurden auf den vereinsbewirtschafteten Grundstücken 2,25 Tonnen Äpfel gelesen. Im Spätherbst wurde die Obstbaumbestellaktion durchgezogen. Zwei Bäume sind gemeinsam mit einem Vertreter der katholischen Kirchengemeinde im Pfarrgarten gepflanzt worden. Schließlich wurden im Winter in mehreren Arbeitseinsätzen rund 50 Bäume geschnitten.

 

Zu den öffentlichen Veranstaltungen zählten acht naturkundliche Führungen, dazu kamen erstmals zwei abendliche Fledermaus-Wanderungen für Schulklassen der Wintersteinschule. Neu sind auch gemeinsame Aktivitäten mit dem Life+-Projekt zum Erhalt der Wetterauer Hutungen, welches zum Erhalt von wertvollen Magerrasen in Ober-Mörlen beiträgt.

 

Der Schutzgebietsbetreuer für das Naturschutzgebiet Magertriften, Maximilian Burk, berichtete ausführlich über die Entwicklung der Pflanzen und Tiere in den Magertriften. Die Naturschutzgruppe hat bereits 2009 einen Insektenkundler mit der Erfassung nachtaktiver Falter beauftragt. Dieser hat gemeinsam mit Maximilian Burk nachts Lichtfallen aufgestellt und die ins Netz gegangenen Falter bestimmt. 81 Arten wurden bisher festgestellt – ‚Hohe Artenvielfalt‘ lautet die Einstufung des Wissenschaftlers, der seine Ergebnisse dem Verein in einem gesonderten Termin präsentieren wird.

 

Vorsitzender R. Scheibel ehrte Walter Scholl, Wilhelm Weißelberg und die Volksbank Ober-Mörlen, vertreten durch Thomas Emich, für 25-jährige Mitgliedschaft und überreichte den Jubilaren ein Präsent. Scheibel betonte, dass eine ansehnliche Zahl von Mitgliedern, ob aktiv oder passiv, nicht nur für die finanzielle Stärke, sondern auch für die Geltung einer Naturschutzgruppe wichtig ist. Zur Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit wurde Anfang des Jahres die Vereins-Homepage www.nabu-ober-moerlen.de eingerichtet.

 

 

Obstbaumschnitt erledigt (04.03.2011)

Intensivpflege für einen Apfelbaum
Intensivpflege für einen Apfelbaum

Am Freitag vor Fassenacht konnte die Naturschutzgruppe den Obstbaumschnitt für diesen Winter abschließen. Vier Arbeitseinsätze waren erforderlich, um 53 Bäume, insbesondere Nachpflanzungen im Alter bis zu 20 Jahren, auf den vereinsbetreuten Streuobstwiesen im Naturschutzgebiet Magertriften wieder in Form zu bringen. Geeignete Termine festzumachen, ist dabei eines der größten Probleme. Es darf nicht unter null Grad kalt sein, es sollte nicht regnen und genügend Aktive müssen bereitstehen. Dann aber kann diese Arbeit Spaß machen! An dieser Stelle vielen Dank an die Helfer.

 

Mittels einer Teleskopstange ist es auch bei großen Bäumen möglich, mit verschiedenen Aufsatzwerkzeugen einen Teil der Arbeit vom Boden aus zu erledigen. Der Vorteil: Das aufwändige Leiterstellen entfällt, und vom Boden aus kann man durch unterschiedliche Betrachtungstandorte schneller ermitteln, wo noch Schnitte anzusetzen sind. Auf der Ast-Oberseite sitzende Triebe lassen sich jedoch nur sauber von der Leiter aus absägen. Eine Erfahrung haben die Aktiven in diesem Jahr mit einer Klappleiter gemacht. Ein gerade nicht benötigtes Exemplar, das auf der Wiese abgestellt war, blies der scharfe Wind um. Deshalb sollten Leitern bei Nichtgebrauch auf den Boden gelegt oder sicher im Baum befestigt werden.

 

Gerne begrüßt die Naturschutzgruppe bei ihren Arbeitseinsätzen Menschen, die einen Weg in das Thema Obstbaumschnitt suchen. Hier kann „geschnuppert“ werden, und wer dann merkt, dass ein dauerhaftes Interesse geweckt wurde, dem empfiehlt die Naturschutzgruppe die Teilnahme an einem Schnittkurs. Im ersten Quartal 2012 werden wir einen solchen Kurs anbieten – der selbstverständlich auch für Teilnehmer ohne „Schnuppererfahrung“ geeignet ist. Hier im Internet wird dieser Termin rechtzeitig angekündigt.

 

 

Warten auf Schleiereule und Turmfalke (22.02.2011)

Eine wichtige Artenschutzmaßnahme verwirklichten die Katholische Kirchengemeinde und die Naturschutzgruppe Ober-Mörlen (NABU) kürzlich mit dem Einbau von Nistgelegenheiten für Turmfalke und Schleiereule im Turm der St.-Remigius-Kirche in Ober-Mörlen. Beide Vogelarten sind typische Kulturfolger, leben also im Bereich der menschlichen Siedlungen. Besonders für die Schleiereule sind in den letzten Jahrzehnten durch den Umbau von Scheunen und das Verschließen von Nischen in alten Gebäuden viele Brutmöglichkeiten verloren gegangen. Nachdem die Schleiereule in den 1970er Jahre als stark gefährdet galt, hat sich die Situation durch Schutzbemühungen wieder etwas verbessert.

 

Vor drei Jahren hat der Naturschutzbund Deutschland gemeinsam mit den Kirchen die Aktion „Lebensraum Kirchturm“ gestartet. Der NABU möchte die Gemeinden dazu ermutigen, ihre Kirchtürme für Greifvögel und Fledermäuse zu öffnen. Erfreulicherweise konnten mittlerweile bundesweit über 400 Kirchen für ihr Engagement im Bereich Artenschutz ausgezeichnet werden.

http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/lebensraumkirchturm/

 

Auslöser für die Aktivitäten in Ober-Mörlen war der Abriss der alten Mädchenschule, die bis Januar 2009 auf dem nunmehr neugestalteten Kirchplatz stand. Wer die Abrissarbeiten beobachtete, konnte feststellen, dass die vielen wilden Haustauben aus dem maroden Gebäude zur benachbarten Kirche umzogen. Diese bietet durch bauliche Schutzvorkehrungen kaum Nistplätze, was offensichtlich einen Teil der Population zum Abwandern bewog. Wie der Baubeauftragte der Kirchengemeinde, Herbert König, bei einem Vor-Ort-Termin mit der Naturschutzgruppe aufzeigte, bereiten die verbliebenen Tauben nach wie vor Probleme: Auf dem Kirchendach bilden sich Stellen mit starker Verkotung, und Taubenkadaver liegen im Schneefanggitter. Angesichts dieser Situation wandte sich die Kirchengemeinde an den Vorsitzenden der Naturschutzgruppe, der wiederum die Vogelschutzwarte in Frankfurt um Ratschläge bat. Die natürlichen Feinde der Tauben wie Habicht, Wanderfalke oder Uhu lassen sich zwar nicht als Bewohner in den Kirchturm locken, dafür aber Turmfalke und Schleiereule. Deren Anwesenheit kann eine dauerhafte Beunruhigung und das Verscheuchen der Tauben bewirken, obgleich sie nicht zum Beutespektrum dieser Greife gehören.

 

Nun galt es für die Naturschutzgruppe, zwei Nisthilfen zu bauen. Zunächst überraschte die Menge des benötigten Baumaterials. Allein für den Schleiereulenkasten, der Kühlschrankgröße hat, wurden drei Quadratmeter Tischlerplatten benötigt, die größtenteils Klaus Spieler kostenlos bereitstellte. Reinhold Witzel und Hans-Josef Rauch schnitten dann das Material in ihren Werkstätten zu. Für den Aufbau im Kirchturm standen fünf Naturschützer und Herbert König bereit. Es war vor allem eine Herausforderung, die Teile und das Werkzeug in den Kirchturm zu schaffen. Die Treppen wurden immer steiler, und schließlich führte ein Stieg vom Dachboden des Hauptschiffs durch einen sehr schmalen Durchbruch in den Turm. Dort benötigte das Aufbauteam drei Stunden für den Zusammenbau und die stabile Befestigung der Kästen. Wichtig war, die Einfluglöcher so in den Fensterausschnitt bzw. in die Nische einzupassen, dass Regenwasser und Vögel nicht ins Turminnere gelangen können. Letzter Arbeitsschritt war das Befüllen der Kästen mit Einstreu. Nun heißt es beobachten und abwarten, bis die erhofften Bewohner einziehen.